Betreutes Wohnen in Gastfamilien: Bewegung und Leben im Haus

Schon seit 2005 gibt es den Dienst Betreutes Wohnen in Gastfamilien (BWF) in der Stiftung Haus Hall. Wie die sieben Kolleg:innen im BWF-Team Gastfamilien beraten und vernetzen, erklären sie im Interview.

Foto: Stiftung Haus Hall

Wie arbeitet ihr?

Unsere Arbeit ist vielseitig und kann alle Bereiche des täglichen Lebens abdecken. Die Gastfamilien sind Menschen ohne pädagogische Ausbildung. Sie bieten einem Menschen mit Handicap ehrenamtlich ein Zuhause und erhalten dafür eine Betreuungspauschale. Wir stehen ihnen in regelmäßigen Gesprächen und darüber hinaus bei Krisen und Problemen beratend zur Seite.

Wer kann euch mit welchem Anliegen ansprechen?

Die Anliegen können unterschiedlich sein. Bei Pflegefamilien kann das Thema aufkommen, wenn das Kind erwachsen wird und die Unterstützung der Jugendhilfe endet, es aber noch keine greifbare Wohnalternative für den jungen Menschen gibt. Dann kann es hilfreich sein, dass aus der Pflegefamilie eine Gastfamilie wird, die durch die Eingliederungshilfe Unterstützung erhält. Also: Pflegefamilien können uns ansprechen.

Ebenso Erwachsene mit Handicap, die eine Wohnperspektive in familiärer Umgebung suchen. Und natürlich Einzelpersonen, Familien oder Lebensgemeinschaften, die sich vorstellen können, einen Menschen mit Handicap bei sich aufzunehmen.

Bevor es zu einem Einzug kommt, bringen wir Interessierte zusammen, begleiten das Kennenlernen, schauen, ob es passt. Beide Seiten können in dieser Phase jederzeit zurücktreten.

Was ist reizvoll daran, Gastfamilie zu sein?

Es ist eine sinnvolle Aufgabe, gelebte Inklusion und eine bereichernde „win-win-Situation“. Gasteltern freuen sich über Bewegung und Leben im Haus. Und: Sie begleiten eine Entwicklung, in der sie Schritte und Erfolge sehen!

Wie eng ist denn so ein Gastfamilienverhältnis?

Das ist individuell verschieden. Nicht jeder Gast sucht viel Kontakt. Einigen reicht das gute Gefühl, dass im Notfall jemand ansprechbar ist. Andere möchten mehr Nähe, gemeinsame Freizeitaktivitäten oder haben Bedarf an Unterstützung bei Alltagstätigkeiten.

Welche zeitliche Perspektive kann man als interessierte Familie in Betracht ziehen?

Da ist vieles möglich! Eine Gastfamilie kann ein langfristiges Zuhause bieten oder sich als Übergangslösung für einen Findungsprozess anbieten. Zum Beispiel bei jungen Menschen, die Selbstständigkeit anstreben, etwa im Ambulant Betreuten Wohnen (ABW).

Wie ist die aktuelle Situation?

Zurzeit haben wir 23 Gäste in 22 Familien und sechs Menschen unterschiedlichen Alters, die in einer Gastfamilie leben möchten. Wir suchen immer Personen oder Familien, die ein Zimmer frei haben und bereit sind, einen Menschen mit Handicap in ihr Leben einzubeziehen und zu begleiten. Toll wäre auch, wenn sich „Einspringerfamilien“ finden, die eine Gastfamilie für einen Urlaub oder ein Wochenende entlasten.

Kontakt BWF-Team: Teamleiterin Sylvia Oenning, Tel. 0176 16358 297, E-Mail: sylvia.oenning(at)haushall.de

Bildunterzeile: Das BWF-Team, hinten: Sylvia Oenning, Christoph Pelster, Gertrud Knapp-Kleingries, vorn: Heike Paskert, Valerie Böse, Miriam Bäumer. Foto oben, links: Judith Degle.